Das erzählerische Werk von James Baldwin, dessen Geburtstag sich 2024 zum hundertsten Mal jährt, erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Seine lyrischen Arbeiten hingegen, die in dem Gedichtband „Jimmy’s Blues“ versammelt sind, haben im deutschsprachigen Raum noch keine große Resonanz gefunden. Für das Lyriktreffen versucht sich ein Ensemble aus Übersetzer:innen und Dichter:innen an gegenwärtigen Reaktionen und Nachdichtungen.
Logan February, Christian Filips, Lubi Barre und Jonis Hartmann präsentieren die Ergebnisse ihrer Re-Lektüre, betrachten Baldwins Werk aus afrikanischen Perspektiven und fragen sich, was ein queeres Übersetzen sein könnte.
nach James Baldwin
Alltagssorgen
Alltagsfreuden
Alttags
Alltagsalltags
Leiden.
Alltags
Alltagsalltags
Glanz:
Schau, was auf dem Seil
entgegen tanzt!
SOME DAYS (FOR PAULA)
Some days worry
some days glad
some days
more than make you
mad.
Some days,
some days, more than
shine:
when you see what‘s coming
on down the line!
Eine Übersetzung von Christian Filips und Jonis Hartmann
Baldwin Gedicht (Auszug): „some days (for Paula)”
Aus: Jimmy’s blues, beacon press, 2014
Lubi Barre
Geboren 1982 in Paris, aufgewachsen in Somalia und den USA. In ihren Gedichten und Kurzgeschichten beschäftigt sie sich mit Identität, Familie und multikulturellen Themen. Sie lebt in Hamburg und ist Mitorganisatorin der unabhängigen Lesereihe AHAB und Leiterin der Factory Hammerbrooklyn.
Logan February
Geboren 1999 in Anambra, Nigeria, studierte Psychologie und Kreatives Schreiben. In den Texten treffen westafrikanische Traditionen auf aktuelle queere Diskurse. Die Gedichtsammlung „Mannequin in the Nude“ zählt zu den besten Debüts in Nigeria, 2024 erschien „Mental Voodoo: Gedichte”, aus Yorùbá / Englisch ins Deutsche von Christian Filips übersetzt. Lebt in Berlin. The Future Awards Africa for Literature 2020.
Christian Filips
Geboren 1981 in Osthofen, Studium der Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft in Wien. Seit 2010 Mitherausgeber der Roughbooks, einer Reihe für zeitgenössische Poesie. Er ist Autor, Übersetzer, Musikdramaturg und Regisseur und lebt in Berlin. Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung 2023.
Jonis Hartmann
Geboren 1982 in Köln, aufgewachsen im Ruhrgebiet. Der promovierte Architekt lebt seit 2010 in Hamburg und schreibt Gedichte, Prosa und Essays. Jonis Hartmann war Mitbegründer der int. Lesereihe Hafenlesung und ist Mitglied im writers‘ room und im Forum Hamburger Autorinnen und Autoren. Hamburger Literaturpreis 2014.